Weite Wege sind für sie kein Problem: Normalerweise nehmen Auszubildende nicht gern weite Wege zur Berufsschule in Kauf. Ganz anders bei den Hörakustikern. Der Frage, warum das so ist, ist Barbara Oberst von der Deutschen Handwerks Zeitung nachgegangen. Sie hat unter anderem mit Hörakustik-Azubi Thomas Steiner gesprochen, der acht bis neun Stunden benötigt, um aus seinem Wohnort Füssen im Allgäu bis zur Berufsschule nach Lübeck zu kommen. Er sagt: „Ich finde das gar nicht so schlecht, mal ein bisschen von zu Hause wegzukommen.“
Doch das sehen nicht alle so: Silvia Toll, Geschäftsführerin der Innung Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Dresden, hat gegenteilige Erfahrungen gemacht. Wenn „ihre“ Azubis zur Berufsschule in das 300 Kilometer entfernte Meiningen fahren müssten, würden viele abwinken. Die Akustiker sehen die Zentralisierung durchweg positiv. Auch Marianne Frickel, Präsidentin der Bundesinnung der Hörakustiker, sieht Vorteile an dem alleinigen Ausbildungsstandort: „Die Zentralisierung macht es möglich, den kurzen Innovationszyklen in der Branche stets mit aktualisierter Ausstattung und Ausbildungsinhalten zu begegnen.“
Das unterschiedliche Pendlerverhalten scheint auch etwas mit dem Schulabschluss zu tun zu haben. So sind Abiturienten eher bereit, weite Wege auf sich zu nehmen, als junge Menschen mit Hauptschulabschluss. Bei den Akustikern haben fast die Hälfte Abitur, bei den Klempnern lediglich fünf Prozent der Azubis.